Horst, Anne und der Schreibflutsch

Motiv: Stable Diffusion.

Schweinehund Horst dreht mal wieder völlig durch und meckert ohne Ende. Ziel seines Ausbruchs? Ich. Wer sonst? Warum?
Erst schreibe ich ihm zu wenig, dann schreibe ich, aber er WILL, dass ich mittendrin alles stehen und liegen lasse und den sozialen Medien meine Ehre erweise. Posten. Wegen der Reichweite und so.
»Du musst mehr posten, Anne!«
»Samma? Ich glaub, es hackt? Ich schreibe gerade an einem neuen Roman, Horst!»
Sachen, die mit HACKEN in Zusammenhang stehen, findet Horst gar nicht gut. Aus Gründen.

Hast du auch so einen inneren Miesmacher … ähm Schweinehund? Meiner heißt Horst und er behauptet, er hätte in unserer Beziehung das Sagen. Ts! Aber da gehören immer zwei zu. Mindestens.


»Jetzt poste endlich mal was!«
Horst zuckt auffordernd mit seinem Kinn in meine Richtung.
»Neee, warum denn?«

»Weil dich daaa sonst alle vergessen!«

»Daaa. Insta, oder was? Und Quatsch Horst, so schnell vergisst man mich nicht. Wetten?«

»Ach, Anne. Wer mit seinem inneren Schweinehund wettet, hat schon verloren. DAS solltest Du langsam wissen.«
»Schon gut, Horst. Du nervst.«
»Du auch.«
Horst trommelt mit den Pfoten auf die Tischplatte und geht mir damit kräftig auf den Keks. Erinnerung an mich selbst: Krallen stutzen. Ich versuche,den Trommel-Terror zu überhören aber nach stolzen 5 Minuten (!) gebe ich auf und pruste eine Lunge voll Luft aus.

»Pfffff. Okeeei, ich poste was. Gibst Du dann Ruhe?«


»Vielleicht.«
Ich denke nach. Meine Gedanken schweifen aber immer wieder zu meinem Kinderroman ab, der mir gerade echt Spaß macht. Die Kapitel fließen nur so aus meinen Fingern.


»Hm, aber was? Fällt Dir was ein, Horst? Du willst doch, dass ich ein Lebenszeichen in den Social-Media-Kosmos morse.«
»Aber DU bist die verdammte Autorin, Anne. Ich bin nur ein einfacher … Öhm. Ok, das sehe ich ein. Schweinehunde sind keine einfache Sache.«
»Sag ich doch! Danke, dass Du dieses schwere Los endlich einmal anerkennst.«
»Bitte.«

»Grmmmpf.«

Ich reibe meine Nasenwurzel, tippe an meine Schläfen. Dann kommt mir eine Idee.
»Ich schreib einfach wie es ist!«, behaupte ich resolut und denke natürlich, Horst gibt sich damit zufrieden und auf.
»Wie isses denn?«
»Na, es flutscht.«
»Flutscht? Hast Du Durchfall, oder was?«
»Nein, Wortfall. Nennt man Verbaldiarrhoe.«
»Ist das ne Krankheit?«

»Neeee, mehr ein Zustand.«
»Aha. Und? Ist der gut?«
»Saugut, Horst.«

Ich grinse grenzdebil und schreibe meinen Post.

Horst räuspert sich auffällig laut.
»Heppp Hämmm. Teilen ist nicht so dein Ding, oder?«


»Hä?«

»Na, dein ZUSTAND. Ich will auch etwas, das saugut ist.«

»Horst. Ich finde, ich teile genug mit Dir.«

»Das ist nur Deine Meinung.«

»Also was ist jetzt?«, hakt er nach.
»Was?«
»Na, TEILEN! MIT MIR«
»Nö, Horst. Schreib doch dein eigenes Buch.«

Plötzlich verstummt Horst. Kein Ächzen. Kein Grunzen. Kein Rülpser. Sogar seine Pfote bleibt ruhig auf seinem Bauchansatz liegen. An der Stelle, wo er sonst seine drei Borsten kratzt. Er hebt einen Finger. Lässt die Hand wieder sinken und seine Schnauze zuckt verdächtig. Das tut sie immer, wenn er nachdenkt. Könnte sein, dass Horst etwas ausheckt.
Vielleicht denkt er ja wirklich an ein eigenes Buch? Das wäre großartig! Wenn Horst schreibt, hätte ich meine wohlverdiente Ru…

»Duuuu, Anne?«, unterbricht Horst meine Gedanken unschuldig singend.
»Ja, Horst?« Ich ahne fürchterliches.

»Wie genau funktioniert das mit … naja. Erst die Idee, dann die Figuren und ein Plott … Ja! Ein Plottt, das wäre schön… Also wie…?«

Autsch! Ich rolle meine Augen. An Schreibseminare für Schweinehunde, hatte ich natürlich dabei nicht gedacht.
»Weißt du Anne, ich habe da eine Idee, aber ich brauche unbedingt deine …«

Das nennt man dann wohl ein klassisches Eigentor.

Wir lesen uns.

Seid lieb zu euren Schweinehunden!

Anne

Zurück
Zurück

Schweine im Weltall oder Schreiben mit Schweinehund.

Weiter
Weiter

Achtsamkeits-Yoga oder wieviel Omm is good for me?