fbm 2024: Mit Horst, einem fantastischen Netzwerk und viel Mut

»Ich bin Kinderbuchautorin« Aufkleber und die Attraktion am Eselsohrsstand

Monate sind vergangen. Und ich schulde dir noch immer den Recap zur Frankfurter Buchmesse. Asche auf mein Haupt! Eine Menge Leben, sehr viel Schreiben und Überarbeiten sind mir dazwischen gekommen. Nun rückt mir langsam die Leipziger Buchmesse auf die Pelle, in nur sechs Wochen öffnet sie ihre Pforten. Also: Ran an die Rückschau – besser spät als nie!

Wie du weißt, ist bei den Vorbereitungen für Frankfurt einiges in die Grütze gegangen. Allein die Absage der Unterkunft kurz vor meiner Abfahrt (1 Woche) war ein Schlag, der schwer zu verdauen war. Aber mit etwas Aufwand und Recherche fand ich eine Lösung für das Dilemma!

Nun bin ich nicht unbedingt der Typ Mensch, der an Schicksal, böse Vorzeichen oder gar an Vorsehung glaubt. Aber weil einer den Job übernehmen muss, macht das Horst. Und der ist ein echter Verfechter von Murphys Law. Das ist die Theorie, die besagt, dass alles, was schiefgehen kann, schiefgehen wird. Und, dass es immer schlimmer kommen kann als man denkt. Was also tun, wenn der Herr der Pessimisten sich lauthals im Kopf zu Wort meldet?

Das mulmige Gefühl, das sich in meinem Magen breit machte, war ein perfekter Nährboden für Stress und schlaflose Nächte. Dazu boomte mein Job und ich hatte kaum Zeit, mich meinen Manuskripten zu widmen. Und natürlich meldet sich Horst immer dann zu Wort, wenn man ihn am wenigsten brauchen kann. »So wird das nichts. Da kannste gleich zu Hause bleiben.«, konstatierte er. Und ohne viel zu überlegen, gab mein Herz ihm recht. Ja. Unvorbereitet zur Buchmesse fahren? Nö!

Horst’s Warnungen schwollen an, je näher die Messe rückte und ich wurde immer hektischer. Sollte ich alles absagen?

Aber dann hatte ich eine brillante Idee: Horst würde bestimmt Ruhe geben, wenn ich ihm recht gab. Da steht er nämlich total drauf.

»Neeee. Ich halte nur meine Schnauze, wenn du was dagegen tust! Oder du bleibst eben hier! Pö.«
Also tat ich etwas.

Eine Freundin von mir ist Kommunikations-Expertin. Sie könnte dir oder mir sogar die Unterhose verkaufen, die du bereits am Leib trägst. Ich erklärte ihr meine Schüchternheit in Sachen Pitches. Meine absoluten und allumfassenden Blackouts, wenn's um die Wurst oder meine Bücher geht und bat sie um Hilfe.

Zack, wurde ihre Küche zum Trainings-Camp: Wir probten für den Ernstfall. Nahkampf-Attacke mit Worten. Sie brachte mir bei, meine Geschichte zu lieben und dafür zu sorgen, dass alle anderen, die mir zuhörten, sie gefälligst auch zu lieben hatten – basta! Nach stundenlangen Wortgefechten, fühlte ich mich sicherer. Und Horst, der mich im Kampf um Worte angefeuert hatte, gab Ruhe. Shout out an Bridget!

Mit einem Kopf voller Pitches und einem Herzen randvoll mit Begeisterung. Ich fühlte mich bereit! 100 % Selbstbewusstsein, 0 % Stottern. Man kann es sich ja mal vornehmen.

Also packte ich meine liebsten »Hej–ich-bin-eine-Autorin«-Outfits ein und marschierte voller Zuversicht durch die Hallen in Frankfurt.

Während ich die Messehallen durchstreifte, meine Lieblingsverlage ansteuerte und doch wieder umdrehte, konnte ich gar nicht mehr glauben, was ich da tat! Pitchen? Ich?
»Jetzt nicht den Schwanz einkneifen – du kannst das!«, peitschte mich Horst an. Danke nochmal!
Dann kamen ein paar Dinge zusammen: Sehr viel Glück, vortreffliche Planung, ein fantastisches Netzwerk. Und dank Bridget eine verdammt gut vorbereitete Anne, die all ihren Mut zusammennahm und trotz hochroter Birne und Gebirgen im Bauch um ihr Leben pitchte.

Ich kam auf den Geschmack. Pitchte einen Roman ab 9 Jahren und ein paar Bilderbücher, die ich vor laaaaanger Zeit geschrieben hatte. Horst zog sich sein Chearleader Kostümchen über, raschelte mir mit den Pong Pong Puscheln in den Ohren und suchte nach weiteren Schweinehunden, um eine Schweinehund-Chearleader-Pyramide zusammenzustellen. Wenn es einen Ort gibt, mit Massssssen von Schweinehunden- und hündinnen, dann ist es die Frankfurter Buchmesse. Die Pyramide war soooo hoch, ich konnte Horst ganz oben nur noch hören: »Go Anne, Go Anne!«

Und dann kam er, der magische Augenblick, von dem ich immer geträumt hatte.

Am Nachmittag des ersten Tages wurde mir meine erste VerlagslektorInnen-Visitenkarte überreicht.
»Schick mir doch gerne deine Geschichte zu.«
»Ähm, echt jetzt?«
»Lächeln Anne, Lächeln!«, tönte Horst. Mir war wohl für einen Moment alles aus dem Gesicht gefallen.
Die Worte tanzten in meinem Kopf wie Bibo auf Gin Tonic. Und Horst? Kaum hatte ich mich verabschiedet und war im Gängelabyrinth der Messestände verschwunden, rastete er aus und wurde vom Chearleader zum Headbanger. Steht ihm beides, wenn ich ehrlich bin..

Wenn ich an diesen Augenblick zurückdenke, muss ich grinsen und Euphorie-Bäckchen fluten meine Wangen. Ich kann noch nicht verraten, ob oder was aus diesen wunderbaren Kontaktangeboten wird, die ich bekommen habe. Ich weiß es nämlich selbst noch nicht. Aber ein bisschen glüht in mir noch immer das Gefühl von »Vielleicht wird es ja was?!«
Diese Flamme lasse ich nicht erlischen.
»Das war Vorsehung.«, sagt Horst.
»Pfffff.«, antworte ich. Egal, was es war. Es war verdammt gut!

Deswegen habe ich mich auch getraut, mir den Aufkleber »Ich bin eine Kinderbuchautorin« vom Eselsohrs-Messestand bei Christine Paxmann abzuholen und zu tragen. Genau wie meine wunderbaren KollegInnen von der Kinderbuchmanufaktur. Grüße gehen raus an dieses wunderbare Netzwerk. Und an die vielen AutorInnen, die die Reise zur Buchmesse zu einem Familientreffen werden lassen. Danke dafür! Ich freue mich auf euch in Leipzig.
Von einer Sache bin ich inzwischen überzeugt: Jede Buchmesse birgt mindestens einen magischen Moment.

Auf bald. Sei lieb zu deinem Schweinehund.

Anne
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